Die Krim und die Wirtschaft

In diesen Tagen fand auf der isolierten Krim das alljährliche internationale Wirtschaftsforum von Jalta statt. Geladen hatte, wie jedes Jahr seit der Besetzung der ukrainischen Halbinsel, die russische Regierung. Ein Medienspektakel für den geschundenen russischen Durchschnittsbürger oder doch der Versuch, die Wirtschaft anzukurbeln?

Rufen wir uns noch einmal in Erinnerung, dass die Krim, seit Februar 2014 von Russland besetzt ist, alle internationalen Häfen oder Flughäfen geschlossen sind. Reguläre Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Staaten – außerhalb der russischen Welt – bestehen nicht. In einem anderen Artikel habe ich aktuellen Entwicklungen und Perspektiven beschrieben.

Der Ort für die Begegnungen ist natürlich ganz bewusst gewählt. Es ist eine Anspielung auf die Konferenz von Jalta im Februar 1945 an gleicher Stelle, wo die Alliierten die Reste ges geschlagenen Hitlerdeutschlands unter sich aufteilten. In Russland liebt man diese Symbolik.

Wie kommt man eigentlich auf die Krim, wenn alle internationalen Flughäfen durch die ukrainische Regierung geschlossen wurden? Die einzige Möglichkeit für internationale Gäste auf die ukrainische Halbinsel zu gelangen ist mit einem russischen »Inlandsflug«. Die Erlaubnis der ukrainischen Regierung werden sie dafür kaum eingeholt haben.

Werfen wir einmal einen Blick auf die Liste hochrangiger internationaler Gäste, die sich auf den Weg nach Jalta gemacht haben. In verschiedenen Publikationen werden 50 Geschäftsleute aus Deutschland und Österreich genannt, die an dieser Veranstaltung teilgenommen haben sollen. Insgesamt waren es wohl 3000 Wirtschaftsvertreter.

Natürlich durfte auch eine Delegation aus dem Krisen geschüttelten Syrien nicht fehlen. Es fällt dabei auf, dass die Mehrzahl der Vertreter aus Ländern kommt, die von Russland abhängig sind – im wirtschaftlichen und politischen Sinne. Für Deutschland kann man wohl sagen, das die Geschäftsleute keine große Rolle spielen.

Interessant dabei ist, das vor kurzem erst 3000 unabhängige Beobachter die Wiederwahl des russischen Präsidenten auf der Krim begleitet haben. Sind das dieselben, die heute als potenzielle Investoren präsentiert werden? Dieses Vorgehen finden wir in den russischen Medien häufiger.

In den russischen Medien werden die Hauptthemen kurz angerissen. Wie könnte es anders sein, kritisiert man die Sanktionen und wirbt für die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Beziehungen. Über diese Konstellation muss ich immer wieder schmunzeln. Da größte, stärkste und reichste Land der Welt, beklagt sich über Sanktionen von kleinen, unbedeutenden und schwachen Zwergenstaaten. Aber das ist nur die Sicht der russischen Medien.

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Der russische Statthalter der Krim träum schon von sprudelnden Geldquellen, steigenden Einkommen für die Bevölkerung und eine aufblühende Wirtschaft. Selbst mit sehr viel Wohlwollen muss man hinter solche Aussagen ein sehr großes Fragezeichen machen. Solche paradiesischen Zustände findet man selbst in Moskau nicht vor.

In dem oben schon angesprochenen Artikel werden die heutigen Schwerpunkte der Wirtschaft angerissen. In einem Umfeld, das sich im freien Fall befindet, wo der zivile Sektor immer weiter zurückgedrängt wird, wird kein normaler Unternehmer sein Geld investieren.

Kommen wir zur Ausgangsfrage zurück. Was will man mit dem sogenannten 4. internationalen Wirtschaftsforum in Jalta erreichen? Die wirtschaftliche Bedeutung des Treffens für die Halbinsel und die Bevölkerung wird gering bleiben. Verdienen tun vielleicht ein paar Oligarchen. Es geht vielmehr darum, dem russischen Volk die Gewissheit zu vermitteln, das die Krim »unser« ist.

Quellen