Dnepr-Wasser für die Krim: Warum sollte der Nordkrim-Kanal geschlossen bleiben?

Die Autoren der Gruppe „Echo“ der Gruppe „Informeller Widerstand“ beschreiben in ihrem Artikel die aktuelle Situation auf der Krim. Diese Konstellation ist aus meiner Sicht der Auslöser für die jüngste Eskalation im Asowschen Meer. Aber sehen Sie selber.

Die ökologische Katastrophe in Armjansk hat die Frage der Wasserversorgung der Krim wieder auf die Tagesordnung gebracht. Ist die Ukraine überhaupt verpflichtet, die von Russland besetzte Halbinsel mit Wasser zu versorgen? Oder ist es nicht besser, wenn die Wasserknappheit den Besatzern ständige Kopfschmerzen bereitet und die Besatzungskosten jeden Tag in die Höhe treibt.

Eine historische Frage

Die Krim war schon immer sehr trocken. Vor der russischen Besatzung unter Katharina der Großen, die übrigens hinsichtlich des Zynismus und der Gemeinheit mit der Besetzung durch das Putin-Regime durchaus vergleichbar ist, gab es immer dünn besiedelte Gebiete trockener Steppen. Heute wie damals wurde in Gegenden, in denen Landwirtschaft betrieben wurde, dass Wasser mit großer Ehrfurcht behandelt. Es gab ein Bewässerungssystem, welches von der Bevölkerung instand gehalten wurde. Jeder, der ein Problem am Kanal bemerke, musste alles stehen und liegenlassen und die Störung reparieren. Das wurde überall so gemacht. Die Krimtataren achten traditionell seit jeher das Wasser auf der Krim und seine Quellen. Es ist ein fester Bestandteil ihrer Kultur.

Die Verwalter von Katharina der Großen waren nicht so wahnsinnig und haben das bestehende System zerstört. Allerdings haben die Russen versucht, die Krim zu besiedeln. Es versuchten vor allem Soldaten im Ruhestand. Aber die Russen konnten sich nicht entscheidend auf der Krim etablieren. Im Umfeld der Marinebasis in Sewastopol gibt es ausreichend Wasserquellen, vor allem Artesische Brunnen, die noch von der Ukraine angelegt wurden. Mit einer solchen Einstellung hat das Wasser gereicht, mehr aber auch nicht.

Nach dem Großen Vaterländischen Krieg, nach der Vertreibung der Tataren und gewaltsamen Umsiedlung russischer Bauern in den verlassenen Orten, ging viel Wissen über lokale Methoden der Landwirtschaft und das Bewässerungssystem verloren. Auf der Krim sind nicht mehr die Wassermengen vorhanden, die es früher einmal gab. Die Katastrophe schlug zu. Damals wurde beschlossen, die Krim der ukrainischen SSR zu übergeben, da nur so die Wasserversorgung angepasst werden konnte. Die damalige Führung der Ukrainischen Sowjetrepublik (USSR) wehrte sich übrigens gegen dieses Geschenk, aber Moskau bestand darauf.

In den darauffolgenden Jahren wurde viel Geld aus dem Haushalt der Ukrainischen Sowjetrepublik für die Krim bereitgestellt. Darauf hin wurde der Nord-Krim-Kanal gebaut und die Krim mit Dnepr-Wasser versorgt. Es stellte sich heraus, dass man so sogar Reis anbauen konnte. Nur in der Region von Kherson gab es nicht ausreichend Wasser. Weil der Dnepr nicht unendlich tief ist.

Keine Krim – kein Wasser

Nach der Besetzung der Krim durch Russland wurde auf dem Territorium des Oblasts Kherson, ungefähr 15 km von der Trennlinie entfernt, eine Staumauer mit entsprechenden Schleusen und Messgeräten errichtet. Sie sollte der Wasserversorgung der Krim nach dem Abschluss einer Übereinkunft mit Russland dienen. Eine Versorgung der besetzten Krim mit Trinkwasser gegen die Verrechnung der Kosten wäre heute möglich.

Auf der Krim selbst begann nach dem Ende der Wasserversorgung über den Dnjepr eine Rückkehr in den vor-ukrainischen, also den wasserfreien Zustand. Sehr schnell wurde die Krim ungeeignet für die Landwirtschaft. Alle Wasser-Reserven, die noch in der Zeit einer funktionierenden Wasserversorgung angelegt wurden, sowie neue Artesische Quellen in zugänglicher Tiefe, sind weitestgehend erschöpft. Der Mangel an Trinkwasser im Produktionsprozess kann zu weiteren Katastrophen führen, wie sie schon bei »KRIM-Titan« zu beobachten war.

Die Wassermengen werden nicht für die Industrie und die Landwirtschaft auf der Krim ausreichen, selbst wenn man die gesamte Bevölkerung umsiedelt. Für die Bevölkerung, ohne Industrie und Landwirtschaft würde das Wasser ausreichen. Und da die Krim-Bevölkerung vom Durst noch nicht ausgestorben ist, kann man nicht von einer humanitären Katastrophe sprechen.

Für die Ukraine selber sind die gegenwärtigen Probleme der Wirtschaft auf der Krim eine positive Nachricht. Auch wenn wir die Krim so schnell nicht wieder bekommen werden, müssen wir alles dafür tun, dass heute und morgen und jeden weiteren Tag die Besatzer das Gewicht spüren, welches an ihrem Hals hängt und ihnen bei minimalen Erlös ein Maximum an Problemen bereitet.

Und noch etwas: Mit dem Ende der Wasserversorgung der Krim begann die Landwirtschaft in der Region Kherson zu aufzublühen. Letztendliche haben sie genug Wasser.

Und was hört man aus Russland?

Natürlich kann man aus dieser Richtung und Flüche und Beschimpfungen hören. Schirinowski schlug sogar vor, den Fluss Dnjepr zu blockieren, dessen Ursprünge auf russischem Gebiet liegen. Das ist ersten für Russland technisch nicht möglich und zweitens wird der Dnepr über seine gesamte Länge durch mehrere Quellen gefüllt, so dass die Blockierung der Quellen nie funktionieren wird.

Es gibt auch Überlegungen, das Problem mit militärischen Mitteln zu lösen. Auf einer Veranstaltung des Verteidigungsministeriums in diesem Sommer in Sewastopol sagte Shoigu, dass „das Problem der Wasserversorgung auf der Krim vom Militär gelöst wird“. Aber für derartige Spielchen fehlen Russland die Mittel. Der hybride Krieg gegen die Ukraine hat Russland die Grenzen seiner Ressourcen aufgezeigt. Aber es gibt genug Spezialoperationen und lokale Abenteuer, für die Mittel ohne Probleme ausreichen. Aber für den großen Krieg reicht es auf keinen Fall. Hinzu kommen die Sanktionen oder die Gefahr, dass ausländisches Vermögen eingefroren wird. Der Kreml wird unter diesen Umständen keinen größeren Krieg riskieren wollen. Die Rhetorik wird sich aber nicht ändern.

Natürlich gibt es Ansätze, die Wassernutzung auf der Krim zu optimieren. Aber unter den Bedingungen des allgegenwärtigen SOWOK, der russischen Schlampigkeit und des Diebstahls haben diese fast keine Wirkung. Es gab auch Gespräche über den möglichen Bau eines Wasserkanals durch die Meerenge von Kertsch, entweder auf dem Meeresboden oder über die Pfeiler der Brücke. Völlig unabhängig von den hohen Kosten eines solchen Projektes und der Nichtrealisierbarkeit aufgrund des schwierige Untergrunds, befindet sich die hochgelobte Krimbrücke im permanenten Ausnahmezustand. Und es ist völlig unklar, ob die Brücke den Winter überstehen wird.

Auf der Krim gibt es kein zusätzliches Wasser. Das wird auch weiterhin sehr schmerzhaft sein.

Durch den Bau von Entsalzungsanlagen auf der Basis von Kernkraftwerken, mit einer Leistung, die die Situation wesentlich entspannen kann. Durch den Nord-Krim-Kanal erhielt die Krim 1,2 Milliarden Kubikmeter Dnepr-Wasser im Jahr – Technische Chemie. Russland wird weder den Bau der Gebäude noch den den Betrieb einer solchen Kaskade von Anlage in den Griff bekommen. Mit anderen Worten sitzt Moskau mit der Krim in einer Falle. In einem Gedicht über den Abschluss der Krim-Saison schrieb Marschak, das es das Beste war, was ein moderner Russe unter Putins Leitung erleben konnte.

Und was spricht man in der Ukraine über die Wasserversorgung der Krim?

Es ist die letzte Hoffnung des Kreml: Die Ukraine dazu zu bekommen, wieder Wasser aus dem Dnepr an die Krim zu liefern. Moskau setzt ganz besonders auf die Ergebnisse der bevorstehenden Wahlen. In der Ukraine wurde in jüngster Zeit nicht ganz zufällig die alte Parole der Agitatoren „Für die Freundschaft des ukrainischen Volkers mit dem russischen Volk“ wiederbelebt. Und die Katastrophe in Armjansk wurde in den russischen Medien als humanitäre Katastrophe dargestellt, die durch das Abschalten der Wasserversorgung durch die Ukraine provoziert wurde. Aber diese Fälschungen sind vorhersehbar: Moskau spuckt im großen und ganzen nur auf die Krim.

Putin würde sich auch über eine menschenleere Krim freuen: als Militärbasis zur Bedrohung des gesamten Mittelmeers, als Symbol wiederhergestellter imperialer Größe Russland, als Mittel zur Destabilisierung der Ukraine, aus deren Körper ein lebendes Stück herausgeschnitten wurde^. Die Krim war ein wichtiger Teil der ukrainischen Wirtschaft. Aber warum sollen wir Putin entgegenkommen, ihm die Möglichkeit geben die Unternehmen auf der Krim auszubeuten und so die Kosten für die Besetzung zu senken.

Die Ansicht, es sei noch möglich, die unter Besetzung stehende Krim unter bestimmten Bedingungen mit Wasser zu versorgen, ist in der Ukraine immer noch vorhanden. Ein Ausdruck dieser Einstellung ist der Bau der Schleusen am Nord-Krim-Kanal für Versorgung der Krim gegen Rechnung. Im Zusammenhang mit der Katastrophe in Armjansk lebte die Diskussion über die Wasserversorgung für die besetzte Krim wieder auf. Und es gibt dazu zwei Meinungen.

Der stellvertretende Minister für die zeitweise besetzen Gebiete Yuriy Grymchak erklärte, dass die Wiederaufnahme der Wasserversorgung für die Krim über den Nord-Krim-Kanal im Prinzip möglich wäre. Jedoch nur gegen Geld und wenn Moskau anerkennt, dass es die Okkupation der Krim anerkennt. So hat Grymchak auch angemerkt, das Russland sich in dieser Frage nicht offiziell an die Ukraine gewandt hat. Dennoch wurden die Worte über die prinzipielle Möglichkeit eines solchen Schrittes geäußert.

Boris Babin, der Vertreter des Präsidenten der Ukraine in der Autonomen Republik Krim (ARK), ist der Ansicht, dass es keinen Grund gibt, die Krim mit Wasser zu versorgen, und betont, dass es auf der Krim genügend Trinkwasser gibt. „Es ist ein Problem für Unternehmen. So wie wir heute wissen, hat es dazu die entsprechenden Gespräche sowie die Anweisung aus Moskau gegeben, die Betriebe um jeden Preis mit Wasser zu versorgen. Und ich antworte: Um jeden Preis werden wir kein Wasser liefern, weil es das Wasser nicht braucht“, sagte er.

Der stellvertretende Minister für die zeitweise besetzen Gebiete Gregory Tuka erklärte übereinstimmend mit Alexander Babin, dass nach Berechnungen des Ministeriums für Landwirtschaft das Wasser aus dem Nord-Krim-Kanal im Oblast Kherson benötigt wird und die Wassermenge nicht für die Krim und den Oblast Kherson ausreicht.

Obwohl heute keine Schritte zur praktischen Wasserversorgung der Krim in Aussicht gestellt werden, ist die Möglichkeit einer solchen Diskussion bereits ein alarmierendes Signal. Zumal die Lieferung technisch machbar ist.

Aber ein solcher Schritt wird keine Unterwerfung sein, sondern eine tatsächliche Kapitulation der Krim und der ganzen Ukraine. Es wird die Position Russlands auf der Krim stärken und zu seiner weiteren Besetzung beitragen. Mit anderen Worten, dies ist eine politische Frage und sollte daher politisch gelöst werden. Wahrscheinlich über ein Sondergesetz, dass die Versorgung der Krim mit ukrainischen Wasser während der Besetzung ausdrücklich verbietet. Es ist wichtig, dieses Verbot gesetzlich zu verankern.

Der FSB bereitet auch eine entsprechende Spezialoperation gegen die Ukraine vor, einschließlich eines »leisen« Aufstandes der Bevölkerung unter Mitwirkung der örtlichen Bevölkerung des Oblast Kherson und angrenzender Gebiete. Der nächste Schritt wird eine internationale Kampagne sein, um Druck auf die Ukraine auszuüben. In dieser Situation ist es wichtig, dass wir vor der Kurve spielen.

Sektion „Echo“ der Gruppe »Informationeller Widerstand«

Quelle: Artikel auf sproty.info

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