Es ist doch nur eine Brücke

Die Journalisten des ukrainische Nachrichtenportals Sprotyv.Info haben sich mal etwas eingehender mit dem russischen Jahrhundert-Projekt, der Brücke, beschäftigt. Es ging im Wesentlichen darum herauszufinden, welche Hauptfunktion die Brücke erfüllen soll. Die Bevölkerung, hofft auf eine bessere Versorgung und ein Ende der Isolation. Die russische Regierung geht von einem starken Anstieg der Einkommen aus.

Wenn es nach dem russischen Präsidenten geht, soll die Brücke am 9. Mai 2018 eingeweiht werden. Man möchte jedes Jahr von Neuem glauben, das es für das russische Volk keinen wichtigeren Feiertag gibt.

Böse Zungen behaupten sogar, dass die Brücke eine ein strategisches Projekt des russischen Militärs ist. Aber schauen wir selbst.

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Bedeutung des Projektes ist sehr gering. Wichtige Bereich der Industrie auf der Krim benötigen schlicht Trinkwasser. Die Versorgung mit Wasser wurde bis zur Besetzung über den nördlichen Kanal sicher gestellt. Das vorhandene Trinkwasser reicht grade so zur Versorgung der Bevölkerung. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.

Auch die angesiedelte Chemie-Industrie im Norden der Halbinsel benötigt sauberes Trinkwasser für eine kontinuierliche Produktion. Nach Erkenntnissen von Sprotyv.info ging die Produktion des größten Herstellers von Titandioxids in Europa nicht zurück. Das würde auch bedeuten, das man große Anstrengungen unternimmt, die Wasserversorgung des Werkes zu sichern.

Die Tiefseehäfen und internationalen Flughäfen sind für internationale Geschäftsbeziehungen wertlos. Mit der Besetzung der Halbinsel hat die ukrainische Regierung die Häfen geschlossen. Daraufhin ist das Frachtaufkommen stark zurückgegangen.

Auch der Tourismus hat sich nicht so entwickelt, wie man sich das erhofft hat. Außer den üblichen Touristen aus der russischen Welt konnten keine zusätzlichen Besucher auf der Insel begrüßt werden.

Wenn die Wirtschaft der Krim betrachtet, muss man auch die riesigen Öl- und Gasfelder vor der ukrainischen Halbinsel sehen. Hier fördern russische Unternehmen jeden Tag riesige Mengen des schwarzen Goldes und leiten es zum russischen Mutterland. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Rohstoffe fließen direkt in den russischen Staatshaushalt und natürlich die Taschen der Akteure. Die Menschen auf der Krim sehen keine Kopeke. Genau genommen wird hier der ukrainische Staat bestohlen.
Die militärische Sicht

Die Brücke soll eine stabile Verbindung zwischen dem russischen Festland und der Halbinsel schaffen. Man versucht zwar der Weltöffentlichkeit und der Bevölkerung den zivilen Nutzen des Bauwerks zu verkaufen. In der Realität hat die Brücke vorwiegend militärische Funktionen.

Die wichtigste Aufgabe der Brücke ist die Versorgung der russischen Truppen auf der Krim. Weitere Projekte, wie der Ausbau des Straßen-Netzes und der Eisenbahntrassen bestätigen dies.

Sevastopol

Bisher mussten alle Güter aufwendig über den Seeweg auf die Halbinsel geschafft werden. Neben den immensen Kosten spielen hier auch die geringe Transport-Kapazität, der Zeitaufwand und die Abhängigkeit von den Naturgewalten eine große Rolle.
Mit der Brücke soll es möglich werden, in sehr kurzer Zeit militärische Einheiten samt Ausrüstung auf die Krim zu verlegen. Wenn wird den Blick auf die gesamte ukrainische Grenze zu Russland lenken, erkennen wir ein globaleres Konzept. Russland wäre mit der Brücke viel besser in der Lage an einem weiteren Abschnitt, Truppen entlang der ukrainischen Grenze zu verschieben und zu konzentrieren.

Nicht ganz außer Acht sollten wir die geografische Lage der Brücke lassen. Sie soll die Meerenge von Kerstch überspannen. Durch diese internationale Wasserstraße läuft der gesamte Warenverkehr für ukrainische Industrie-Metropole Mariupol. Russland ist so jederzeit in der Lage, den Zugang zum Hafen zu blockieren und zu kontrollieren. Das ist eine offene Bedrohung der ukrainischen Stahlproduktion. Das wird besonders problematisch, wenn die Brücke nicht die erhoffte Qualität haben sollte.
Schwierigkeiten beim Bau

Es gibt Dinge, über die wird in den russischen Leitmedien nicht gesprochen. Eines davon sind die Risiken und Probleme beim Bau der Brücke von Kertsch.

Man muss dazu sagen, dass man schon seit Langem überlegt, die Meerenge mit einer Brücke oder einem Tunnel zu überqueren. Alle Überlegungen wurden bisher verworfen. Waren die Fachleute alle unfähig? Schauen wir uns einige Aspekte einmal genauer an.
Der Untergrund ist tektonisch sehr instabil. Es kann jeder Zeit zu schweren Erdbeben der Stärke 9 auf der Richterskala kommen. Die Wissenschaft geht bei diesen Stärken von großflächigen Zerstörungen aus. Selbst wenn die Brücke das Naturereignis überstehen sollte, kann von der Zerstörung der umliegenden Infrastruktur ausgegangen werden.
Die Konstruktion der Brücke muss einer Windgeschwindigkeit von bis zu 32 m/s trotzen können. Die starke Strömung ist immer wieder eine Herausforderung für die Schifffahrt. Im Winter kommt noch Treib-Eis hinzu.

Man kann wohl heute davon ausgehen, dass die Brücke auf die eine oder andere Art fertiggestellt wird. Es auch unbestritten, dass irgendjemand aus dem näheren Umfeld des Auftrag-Gebers daran sehr gut verdient.

Alles zusammen genommen ist der Bau und vor allem der Betrieb, ein sehr großes Wagnis. Welche Überlegungen und Prioritäten haben zu der Entscheidung geführt, die Brücke so zu bauen? Eine Versorgung der friedlichen Bevölkerung der Ukraine ist auch über den Landweg möglich.

Die Folgen des Größenwahns

Allen voran muss man hier die ökologischen Folgen erwähnen. Der Bau ist ein schwerwiegender Eingriff in das Ökosystem der Region. Die Folgen können heute noch nicht abgesehen werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Flora und Fauna der Region stark leiden werden.

Russland versucht, seine Position in der Region zu festigen und unumkehrbare Fakten zu schaffen. Selbst wenn sich der Konflikt um die Krim in naher Zukunft beilegen lässt, wird die russische Regierung die Brücke und vorgelagerte Inseln für sich beanspruchen, wie auch die zugehörige 12 Meilen Zone vor der Küste. Die Brücke wird auch in Zukunft für viele Spannungen sorgen. Denn genau dafür wurde sie gebaut!

Zusammenfassung

Wie man das Thema auch dreht und wendet. Die Brücke ist ein hochriskantes Unterfangen, welches nur ein einziges Zeil hat: Druck auf die Ukraine und die Weltöffentlichkeit auszuüben. Letztendlich will der Erbauer die etablierte Ordnung in Frage stellen und den Frieden in der Region und auf dem Kontinent bedrohen. Aber Warum?

Das heutige System Russland steht mit dem Rücken zu Wand. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sinkt von Tag zu Tag. Selbst ein steigender Ölpreis mag nicht mehr für nennenswerte Entlastung zu sorgen. Die russische Regierung manövriert sich mit ihren Operationen immer weiter ins Abseits. Sei es mit der Ermordung des ehemaligen Doppelagenten Skripal oder den jüngsten Ereignissen in Syrien. An allen Fronten gerät man in die Defensive.

Quellen

Hier ein paar Quellen zu dem Thema: