Kirche und FSB – ein Instrument des Kreml, nicht nur an der geistigen Front

Die Rolle der Russisch Orthodoxen Kirche und ihre Rolle in der russischen Außenpolitik und den Konflikten dieser Welt wurd schon vieldiskutiert. Die Sektion »Bravo« der Gruppe »Informationeller Widerstand« hat in ihrem Beitrag die aktuellen Ereignisse im Asowschen Meer aus dem Blickwinkel genauer untersucht.

Vermutlich haben Sie auch den Appell des Vertreters der der Ukrainischen Orthodoxen Kirche der russischen orthodoxen Kirche, des Metropolitan von Sarnensky und Poliswsya Anatoly an den Präsidenten Russlands gehört. Er bat um die um die Freilassung der ukrainischen Matrosen, die durch russische Sicherheitskräfte in der Nähe der Straße von Kertsch festgenommen wurden.

Wir werden nicht auf Einzelheiten des Briefes eingehen, der voll ist von Schmeicheleien und Unterwürfigkeit. Der Metropolit sprich den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Beispiel mit „Eurer Exzellenz“ an.

Viele Menschen, die die Situation beobachten, haben zahlreiche Parallelen zu anderen Ereignissen gefunden. So zum Beispiel zum jüngsten Treffen von Putin, Medwedew, dem Patriarchen von Russland Kirill (Gundayev) mit dem berüchtigten Viktor Medvedchuk in Istra, genauer im neuen Kloster von Jerusalem. Damals bat der Vertraute des russischen Präsidenten, die Freilassung ukrainischer Kriegsgefangener zu unterstützen und auszutauschen.

Es ist klar, dass die nur aus einem einzigen Grund gemacht wurde. Man wollte zeigen, dass der Hausherr des Kreml die einzige Person ist, die Druck auf die Führer der sogenannten Republiken im Osten der Ukraine ausüben kann und das Russland nicht an militärischen Aktionen im Donbas beteiligt ist.

Aber das müssen wir nicht weiter verfolgen. Durch die Beschlagnahme der ukrainischen Schiffe und Verhaftung der Besatzungen hat Russland sehr deutlich seine aktive Teilnahme an der Auseinandersetzung, sowie seine Rolle als Aggressor, gezeigt.

Aber lassen wir dieses Affentheater und widmen uns wichtigeren Problemen. Der Zusammenhang, den einige versuchen zwischen der Ansprache des Vertreters der Ukrainischen Orthodoxen Kirche und dem Treffen von Medwedtschuk mit der russischen Führung zu sehen, ist nicht ganz korrekt. Es gibt in der Tat wesentlich direktere Vergleiche.

Ein ähnliches Szenario haben wir ungefähr vor fünf oder sechs Jahren erlebt. Als ukrainische Bürger in Lybien illegal gefangen genommen wurden, nachdem das Gaddafi-Regime praktisch gestürzt war. Damals wurden die Gefangenen auch von der russischen Kirche über ihre Vertreter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche betreut. In der Realität hat der FSB, der Nachfolger des früheren KGB, die volle Kontrolle über die Männer in den Soutanen übernommen.

Wir werden nicht alle historischen Abläufe beschreiben. Denken Sie einfach an die Geschichte Stalins. Wenn wir nur daran denken, wie sich die Geistlichen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats an der Lieferung von Waffen und Munition unter dem Deckmantel humanitäre Hilfe in die besetzten Gebiete beteiligten. Oder wie sie die Besetzung der Krim unterstützten. Oder dass sie sich weigerten, ukrainische Militärangehörige zu beerdigen. Oder wie die Geistlichen Ausflüge von Kindern aus der freien Ukraine in die besetzten Gebiete organisierten und sie so bewusst in Gefahr brachten.

Schauen sie sich weiter die nur den Widerstand der von Moskau unterstützten orthodoxen Popen gegen die Autokephalie der ukrainischen Kirche. Schnell wird vieles klarer.

Kehren wir zu den Ereignissen in Libyen zurück und erinnern wir uns an die fernen postrevolutionären Jahre. Und auch an die Unterstützung, die die russische Kirche (FSB) unseren Bürgern „gewährt“ hat.

Die Geschichte des Erzpriesters Sacharja

Er war Kleriker in der Kirche des heiligen Spiridons von Trimifunta in Kiew, Zachariah Kerstyuk. Seltsamerweise wurde er trotz der Entfernung noch zu Zeiten Gaddafies plötzlich an den Ort seines Rektors in der Kirche St. Andreas, des ersten Apostels in der ukrainischen Botschaft in Tripolis (Libyen) versetzt.

Wundern Sie sich nicht, dass dieser Mann in die ukrainische Botschaft gekommen ist. Wie Sie sich erinnern, war es Janukowitschs Zeit, als sogar der ukrainische Verteidigungsminister die russische Staatsbürgerschaft hatte und mit den russischen Sicherheitsdiensten verbunden war.

Genau in dieser Situation beginnt der sehr interessante Lebensweg Kerstyuk in den Ländern der arabischen Welt.

Noch vor dem Sturz des Gaddafi-Regimes (aber schon zu einem Zeitpunkt, als der Zusammenbruch nicht mehr zu verhindern war) reisten 23 Personen nach Libyen. Unter ihnen waren 19 ukrainische Staatsbürger, zwei Russen mit ukrainischen Pässen und drei Weißrussen. Sie kamen als zivile Spezialisten im Auftrag des russisch-libyschen Bauunternehmens „Dakar“. Wie heute bekannt ist, hat das Unternehmen sehr gute Beziehungen zu den Machtstrukturen des Kreml.

Diese Personen wurden im August 2011 von Kräften der Übergangsregierung, besser gesagt den den Aufständischen, festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, den Streitkräften Gaddafies militärische Hilfe geleistet zu haben. Es ging im Detail um die Unterstützung bei der Reparatur von Flugabwehrsystemen. Sie wurden zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nur einer der Russen wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Viele Menschen haben damals verstanden, dass die Lubjanka eine Spezialoperation zur Diskreditierung der Ukraine vorbereitet. Warum? Schon damals wollte Moskau aus der Ukraine ein Land machen, das Söldner in alle Ecken der Welt entsendet. Und es wäre dann notwendig gewesen, dass Moskau seine schützenden Hände über die Ukraine und seine Schützen legt.

Dieses Szenario haben wir etwas später in Syrien. Die russischen Medien berichten über angebliche ukrainische Waffenlieferungen an die ATS und an die Terroristen des IS. Irgend eine Quelle berichtet auch, dass Ukrainer in Reihen der Gruppierung „Wagner“ kämpft.

Was macht Kerstyuk? Er verlässt Libyen, weil er – im Gegensatz zu den meisten gefangenen Ukrainern – genau wusste, wie die libysche Revolution enden würde. Das hatte auch seine Führung aus Russischer Orthodoxer Kirche und FSB verstanden.

Im Laufe des Jahres kehrt Pater Sacharja jedoch wieder nach Libyen zurück. Und was macht er dort? Er engagiert sich für die Freilassung der verurteilten Ukrainer. Damals war er jedoch nicht mit den Bürgern unseres Landes beschäftigt, sondern mit zwei Russen, die sich im selben Gefängnis befanden wie der Rest der Gefangenen – Alexander Shadrov und Vladimir Dolgov. Letztere waren übrigens der Hauptgrund für diese Reise. Die beiden wissen wahrscheinlich besser jeder andere, was in Libyen geschieht und warum sie dorthin geschickt wurden.

Diese Annahme wird durch die Tatsache bestätigt, dass er bereits während der Besetzung des Donbas an der Seite des Bataillons Girkin (Strelkow) und später dann gegen den Sohn des Russen Alexander Shadrov, Maxim gekämpft hat. Er wurde vorher aus dieser Gruppe ausgeschlossen.

Aber zurück zu unserem Heiligen Vater, Zachariah Kerstyuk. Im Jahr 2012, während er sich als Mitarbeiter der Abteilung für internationale Beziehungen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche in Libyen aufhielt, war er bereits Erzpriester und bat die Häftlinge Shadrov und Dolgov, einen Brief an Wladimir Putin zu schreiben, der sich dann darauf vorbereitete, für die Präsidentschaft zu „rocken“. Der Brief wurde natürlich geschrieben. All dies geschah auch im Rahmen des Szenarios: Es galt zu zeigen, dass die ukrainischen Probleme nur vom russischen Herrscher gelöst werden konnten.

Im Februar 2014 wird Kerstyuk selbst jedoch ein weiteres Ersuchen im Namen der im libyschen Gefängnis schmachtenden Slawen an den Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kirill richten müssen, um an ihrer Freilassung mitzuwirken.

Die Geiseln werden bereits im August desselben Jahres freigelassen, zu einer Zeit, in der die Ukraine in heftige Kämpfe um Donbas verwickelt sein wird. Die Gefangenen werden in unterschiedlichen Etappen freigelassen. Zuerst dürfen die die Russen gehen. Die eigentliche Befreiung der Gefangenen hat Zachariah Kerstyuk persönlich bekannt gegeben.

Interessanterweise wird sich Kerstyuk zwischen diesen beiden Ereignissen – ein Brief der beiden Russen an Putin und Patriarch Kirills – mit einem weiteren, ebenso wichtigen Thema befassen: der gemeinnützigen Organisation der „Gutmütigkeit ohne Grenzen“.

Ab Juni 2014 wird diese Organisation humanitäre Hilfe für die Menschen in den von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten Donezk und Luhansk leisten. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Hilfe nur an die Gemeinden der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats geschickt wurde, deren Priester sie an die Gemeindemitglieder verteilten und diese Aktion mit den notwendigen Propagandaansprachen des Kremls begleiteten.

Er erzählte auch, wie zwei Männer versuchten, ihn in der Nähe des Kiewer Kaufhauses zu töten. Sie wollte ihn nicht zurück in die ATO Zone lassen. Übrigens war er 2009 noch Pressesekretär der Diözese Tschernigow der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats Sacharja Kerstyuk, die bewies, dass er „von Faschisten der UNA-UNSO mit Kreuzen geschlagen wurde“.

Eigentlich ist er eine interessante Figur. Und vor allem nützlich. Bereits 2010 reiste er durch den Nahen Osten. Die Geografie war erstaunlich: Libyen, Syrien, Libanon, Irak, Iran. Und in seiner Position, als Vertreters der Abteilung für kirchliche Beziehungen, nahm er an einer Reihe von Konferenzen und unterschiedlichen Unternehmen teil.

Am bemerkenswertesten war seine Teilnahme an den Veranstaltungen der Imperial Orthodox Palästinensischen Gesellschaft (IPPO). Das ist eine Organisation, deren Ehrenmitglied Patriarch Kirill von der Russisch Orthodoxen Kirche ist. Sie wird von Sergej Stepaschin geleitet. Letzterer ist der zweite und letzte Direktor der Gegenaufklärung des FSB. Und erster Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation.

Bereits 2013 berichteten Vertreter dieser Organisation von Hunderten von Krimtataren, die angeblich auf der Seite der Islamisten auf dem Gebiet Syriens gekämpft haben. Die Fälschung selbst wurde von Propagandisten der russischen Sicherheitsdienste erfunden.
Übrigens hat Griechenland in diesem Jahr mehrere russische Diplomaten sowie Mitglieder desselben IPPO ausgewiesen, weil sie sich in die nationale Sicherheit des Balkanstaates eingemischt haben.

Nun das ist die Geschichte des Erzpriesters und Vertreters der Ukrainischen Orthodoxen Kirche der Moskauer Patriarchats Zachary Kerstyuk. Natürlich erwarten wir, dass er sehr bald irgendwo wieder auftauchen wird. Aber es geht nicht um ihn, sondern um die Strategie des Kremls: Geiseln aus der Ukraine zu organisieren, Provokateure für sie aufzustellen und anschließend sich für ihre Freilassung einzusetzen.

In diesem System sollte es jedoch neben der Kirche immer noch einen weiteren geben – einen vollwertigen Machtmechanismus.

Die Befreier aus dem Kreml

Neben Zacharias Vater, Stanislav Filippovich Selivanov, war auch eine weitere Figur in diesem ganzen System russischer Sicherheitsdienste in Libyen vertreten. Im Jahr 2011 begleitete er 23 Personen persönlich, um unter dem Deckmantel eines Journalisten in Libyen zu arbeiten. Wie mehrere unabhängige Quellen bestätigen, befand sich zu jener Zeit ein Mann mit so einer Biographie im Gewahrsam russischer Sicherheitskräfte.

Nach seiner Gefangennahme entschied er sich, seine Qualifikation als Menschenrechtsverteidiger deutlich zu ändern und eröffnete die Internationale Wohltätigkeitsstiftung „Euroturbot“. Er begann so genannte geheime Verhandlungen mit Vertretern bewaffneter Gruppen, um die Ukrainer aus Gefangenschaft zu befreien.

Am 30. Dezember 2011 teilte er Vertretern des ukrainischen Außenministeriums direkt mit, dass er mit Vertretern der libyschen Gruppe eine Einigung erzielt hätte. Er sagte auch, dass ein bekannter und mysteriöser General Khalifa Haftar bereit sei, seinen Beitrag zur Befreiung zu leisten. Zur gleichen Zeit wurde der Preis 300 Tausend Dollar genannt. Eine sehr geringe Summe für einen Menschen, geschweige denn für 23 Gefangene.

Aber der Betrug ist fehlgeschlagen. Weil sie erfuhren, dass Haftar zu jener Zeit ein gewöhnlicher General war, der zuvor unter Gaddafi gedient hatte und sein Kommando verloren hatte. Damals hatte er noch nicht einmal daran gedacht einen anderen Teil Libyens und eine Zitadelle einzunehmen, die Stadt Tobruk.

Aber es ist genau jener Haftar, der eine Armee im Osten Libyens befehligt und Putin um die Entsendung von Streitkräften bittet. Er unterstützt auch die Errichtung russischer Militärstützpunkte im Land.

Anschließend startet Selivanov eine massive Informationskampagne gegen das ukrainische Außenministerium. Das Ziel dieser von Russland organisierten Kampagne was es, die ukrainisch-libyschen Beziehungen zu beschädigen und Unzufriedenheit unter der Bevölkerung zu schüren.

Parallel zu Erzpriester Kerstyuk versuchte er, ein Ersuchen an die russische Führung zu richten. Aber nicht von den Gefangenen, sondern von den Angehörigen.
Nach einer Weile wird sich herausstellen, dass derselbe Selivanov, der übrigens den Euromaidan kritisiert, einer der Kommandeure der Krim-Selbstverteidigungseinheiten ist, die an der Ergreifung ukrainischer Militäreinheiten auf der Krim beteiligt waren.

Etwas später, im Mai 2014, werden via Skype Vertreter des Informationszentrums „Süd-Ost Front“ aktiviert, die mit ANNA NEWS zusammen arbeiten. Die Agentur wurde von russischen geheimen Strukturen geschaffen, die für militärische Operationen in Syrien verantwortlich sind. Ihr Ziel ist es, dass Bild von Assad in der Öffentlichkeit zu verbessern.

Das wäre alles nicht so schlimm, wenn sich Selivanov bei seiner Verhaftung nicht im besetzten Anthrazit im Oblast Luhansk aufgehalten hätte und als Agitator bei der Bildung von Freiwilligen-Einheiten mitgewirkt hätte. Wir glauben, dass heute jeder weiß, dass diese Operation unter Führung russischer Geheimdienste durchgeführt wurde.

Am 20. Mai kam es in den Räumlichkeiten des Zentrums „Süd-Ost Front“ einer weiteren Online-Besprechung mit Selivanov. Es war zu dem Zeitpunkt schon in Moskau, wo er offensichtlich Anweisungen von Sicherheitsdiensten erhielt. In seiner Rede versprach „Menschenrechtsaktivist“, den Kampf um das sogenannte Novorossia fortzusetzen.

Warum erzählen wir dir das alles? Wenn man sich vor diesem Hintergrund den Appell eines Geistlichen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats an den russischen Präsidenten anschaut, kann man sagen, dass der Kreml erneut das auf das bewährte Muster zur Freilassung ukrainischer Gefangener zurückgreifen möchte. Der Unterschied besteht lediglich darin, das die ukrainischen Seeleute zu Unrecht in russischen Gefängnissen sitzen.

Zur Zeit versucht Moskau einen Ausweg aus dem Skandal zu finden und sein Gesicht zu wahren. Vermutlich denken sie, dass sie ihre westlichen Partner beruhigen und von der Verstärkung seiner Truppen im Mittelmeer abhalten können. Sie hoffen auf, dass man keine weiteren Sanktionen in Kraft setzen wird.

Ich glaube nicht, dass sie damit Erfolg haben werden. Schon alleine deshalb, weil niemand mehr an der russischen Aggression zweifelt.

Aber das versteht man zur Zeit im Kreml noch nicht. Daher ist der Appell des Geistlichen an Putin, den wir gesehen haben, nur der erste Schritt. Gemäß dem bereits getesteten Mechanismus sollte als nächstes Stanislav Filippovich Selivanov auftauchen. Diese Person wird auch ihre Dienste zur Freilassung der ukrainischen Matrosen und Verbesserung von Putins Rating anbieten.

Wie sagt man so schön, verehrte Leser, wir werden ihnen auf die Finger schauen! Die Propagandisten der Russisch Orthodoxen Kirche / FSB und ihre Herren gehe zur aktiven Phase über.

Sektion „Bravo“ der Gruppe „Informationeller Widerstand“

Quelle: Artikel auf sprotyv.info

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