Lebenstraum der Alten
Der russische Ausgangstext wurde auf http://ukrrudprom.ua von Aleksej Sergienko veröffentlicht.
Wenn man verstehen will, wie sich die besetzen Gebiete in den kommenden Jahrzehnten entwickeln werden, darf man nicht nur den Krieg sehen. Sondern man muss auch die demografische Entwicklung berücksichtigen.
Bevölkerungsentwicklung
Aus demografischer Sicht war der Donbass schon lange eine strukturschwache Region, welche im Landevergleich bei der Reproduktionsrate der Bevölkerungen letzten Platz einnahm. Die Region Luhansk belegte 2013 Platz 23, die Region Donezk den letzten Platz in der Statistik. Eine Ursache ist die geringe Geburtenrate und die hohe Sterblichkeitsrate in den Regionen. In den Jahren 1993 – 2013 ist die Bevölkerung in der Region Luhansk um 21,6% zurückgegangen. Die Bevölkerung in der Region Donezk ist um 18,3 % geschrumpft. In der gesamten Ukraine ist die Bevölkerung in diesem Zeitraum um 12,5 % zurückgegangen. Die Bevölkerungsgruppe der 20 – 64 jährigen ist um 13,5 % bzw. um 12,1 % zurückgegangen (Ukraine gesamt: 3,9 %). Das bedeutet, dass die Gruppe der Menschen im arbeitsfähigen Alter besonders stark geschrumpft ist. In der Region Luhansk war die Geburtenrate die niedrigste in der Ukraine (1,29 zu 1,52), das entspricht einem Rückgang um 10% (Ukraine um 3,6 %). In der Region Donezk gibt es im Landesvergleich eine besonders hohe Kindersterblichkeit. Das bedeutet das der Donbass kontinuierlich überaltert.

Bevölkerungsrückgang im Donbass (in %)
Wer war dieses »eigenständige Volk des Donbass«, über dessen Existenz der Dozent Krasilikov von der Staatlichen Luhansker Universität auf dem Gebiet der »LNR« gelegen, berichtete. Entsprechend der Volkszählung von 2001 wurden ca. 11,1 % der Einwohner außerhalb der Ukraine geboren (Gebiet Donezk 14,8 %, Luhansker Gebiet 15,5 %). Über 80 % der Personen, die außerhalb der Ukraine geboren wurden, kamen in der Russischen Föderation zur Welt.
Auch die Migration der Bergleute aus Rostow und Burjatin wirkt sich positiv auf die Bevölkerungsentwicklung aus. Daran gibt es keinen Zweifel.
Die Bevölkerung schrumpft seit Beginn der Besatzung kontinuierlich. Man kann heute nicht sagen, wie viele Menschen in den besetzten Gebieten leben. Die vorliegenden Daten sind ungenau und fehlerbehaftet. Auch die regelmäßigen Erhebungen der Ukraine und der Vereinten Nationen weisen erhebliche Ungenauigkeiten auf.
Bis zum Beginn des Krieges lebten nach Daten des staatlichen Statistik-Amtes der Ukraine im Gebiet Donezk 4,3 Mio. Menschen und im Gebiet Luhansk 2,3 Mio Personen. Nach Angaben des Sozialministeriums beträgt die Anzahl der Binnenflüchtlinge von der Krim und aus den besetzten Gebieten 1,8 Mio Personen. Die Anzahl derjenigen, die auf die besetzte Krim gezogen sind, kann vernachlässigt werden. In Übereinstimmung mit den offiziellen Daten des russischen föderalen Migrationsdienstes vom Februar 2016 Betrug die Zahl der Einwanderer aus dem Donbass 600000 Personen. Und laut Angaben der Statistik-Büros des selbst ernannten »DNR« und »LNR« leben heute in den »Republiken« 2,3 Mio und 1,5 Mio Menschen.
Schauen wir uns die Zahlen etwas genauer an. Wenn wir die Anzahl der aus dem Konfliktgebiet nach Russland und der freien Ukraine abgewanderten Personen und jene, die nach in dem besetzten Teil (laut »LDNR«) leben, abziehen, so leben heute auf dem Gebiet des nicht besetzten Teiles des Donezker und Luhansker Gebietes ca. 400000 Menschen. Das stimmt natürlich nicht so. Alleine in Mariupol leben ungefähr 1. Mio Menschen. Das bedeutet, dass die »statistischen Stellen« der Separatisten offensichtlich lügen. Wahrscheinlich hat der russische Migrationsdienst die Anzahl der Flüchtlinge aus der Ukraine auch drei mal so hoch angegeben, um die Tragik, die die böse »Kiewer Junta« ausgelöst hat, zu verschlimmern (Anm.: Tragik ist ein beliebtes Mittel der russischen Propaganda). Auf der anderen Seite stehen 1,8 Mio Binnenflüchtlinge. Die Zahl ist eindeutig zu hoch und beinhaltet auch Renten-Touristen aus den besetzten Gebieten. Man muss auch berücksichtigen, dass Menschen aus den umkämpften, und besetzten Gegenden in friedliche Gebiete der Regionen abgewandert sind. Das heißt, dass in den besetzten Gebieten der »DLNR« ungefähr 2,6 – 3, Mio Menschen leben.
Wovon leben die Menschen ?
Was den Renten-Tourismus betrifft, so gehen internationale Organisationen davon aus, dass Renten für 60% der Bevölkerung in den besetzen Gebieten die einzige Einnahmequelle sind. Nach Angaben der Grenzbeamten sind bis zu der 80 % der Menschen im Rentenalter, die in den Schlangen an den Kontrollpunkten warten.

Woher kommt das Geld der Bevölkerung ?
Nach Einschätzung internationaler Hilfsorganisationen benötigen 600000 Bewohner der
besetzen Gebiete dringende finanzielle Unterstützung, um das nackte Überleben zu gewährleisten. Die Kriterien dabei ist: Das Einkommen muss geringer sein als der Mindestlohn in der Ukraine. Die Gesundheitsversorgung und Lebensmittel sind 1,1 Mio Menschen nicht zugänglich. Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sind für 2,3 Mio Bewohner ein Problem. Ungefähr 700.000 ha des besetzen Gebietes sind vermint. Die vollständige Beseitigung der Munition würde 10 – 15 Jahre dauern.
Krankheiten
Sehr bedrückend ist auch die Statistik der Krankheiten in den besetzten Gebieten und entlang der Demarkationslinie. Krankheiten wie Tuberkulose haben stark zugenommen. Alleine im Jahr 2015 wurden 1800 neue Fälle registriert, hinzukommen 1200 Verdachtsfälle. Niemand kann genau sagen, wie die Erkrankungen behandelt werden und wie sich die Zahlen bis heute entwickelt haben.

Krankheiten breiten sich aus
Nach Schätzungen der »offiziellen Organe« der sogenannten »LNR« und »DNR« leben 35000 Erwachsene und Kinder mit AIDS, und nur die Hälfte von ihnen ist diagnostiziert und registriert. Ungefähr 50% der befragten Bewohner der »DLNR« gab an, das ein oder mehrere Familienmitglieder an chronischen Krankheiten leiden. Mehr als 94000 Bewohner der besetzten Gebiete leiden an Krebs. Die Umfragen der internationalen Hilfsorganisationen zeigen einen Mangel an grundlegenden Impfstoffen für Routineimpfungen, einschließlich Polio und Masern. Das führt wiederum zu einer erhöhten Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren.
Zusammenfassung
Und so können wir sagen, dass die besetzen Gebiete strukturschwache Regionen sind. Der Großteil der Bevölkerung sind Pensionäre und Kinder. Die wichtigste Einnahmequelle – Renten. Tödliche Krankheiten breiten sich schnell aus. Bei einer konstant fallenden Geburtenrate und weiteren Verarmung der Bevölkerung kann von einer Verbesserung der negativen demografischen Entwicklung in den kommenden zehn Jahren nicht ausgegangen werden.
Man muss auch anmerken, dass für eine Normalisierung der Situation in den besetzten Gebieten umfangreiche Mittel für Sozialausgaben und die medizinische Versorgung notwendig sind. Das erklärt auch, warum Russland den »Brudervolk im Donbass« keine Pässe geben möchte. Ab auch nach einer Befreiung kommen auf die Ukraine riesige Probleme zu. Es ist bisher unklar, woher man die Mittel für die Grundversorgung von 2 – 3 Mio Menschen nehmen will, die in einem Gebiet leben, das das »russische Brudervolk« verbrannt hat.
Quellen
Autor | Aleksej Sergienko |
Textquelle | http://ukrrudprom.ua |
Bildquelle | https://pixabay.com user: jprohaszka, AlexSky, geralt |
Übersetzer | Thomas Bergmann |
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