Neujahrsgrüße im Rücken Putins
Das Jahr 2018 beginnt schlecht für Putin. Im Vordergrund stehen die Ereignisse in Syrien. Warum der Haupt-Probleme-Macher im Amt Schoigu die Ukraine im Zusammenhang mit dem Nahen Osten zu betrachtet, versteht man erst, wenn man den Zusammenhang kennt. Selbst nach russischen Maßstäben sind die Ereignisse surrealistisch und skandalös. Vieles wurde von den Füßen auf den Kopf gestellt. Die Frage ist, was man zwischen den Zeilen lesen kann.
Das erste, was auf den Kopf gestellt wurde, waren die Informationen über den Angriff auf die russische Luftwaffenbasis in Hamaimim, bei dem 7 Flugzeuge beschädigt wurden. Die Attacke ereignete sich zu Silvester, am 31. Dezember. Aber die ersten Berichte erschienen erst am 3. Januar.
Und das Schlimmste daran war, dass zuerst die russische Presse darüber berichtete. Und noch dazu kein Müll aus dem Netz, sondern Mainstream-Medien, die sich aus dem „Werkzeugkasten“ der Desinformation bedienen. Wie zum Beispiel die Zeitung „Kommersant“.
Man muss dazu sagen, dass es derartige Ereignisse in der Vergangenheit nicht gab. Meldungen, die fast zeitgleich zu Angriffen auftauchten, kamen von der syrischen Opposition selbst oder den radikalen Gruppen, die die russische Regierung kommentieren musste. Die Gegner des syrischen Präsidenten haben die List nicht verstanden. Eine Woche später beschossen die verhassten Russen die vermeintlichen Angreifer.
Der Kampf der Moskauer Bulldoggen unter dem Teppich
Die Untergebenen von Schoigu haben sofort nach der Veröffentlichung des Artikels im „Kommersant“ abgestritten und widerlegt. Am darauf folgenden Tag spricht man über einen kontrollierten Schuss. Aber wozu – im Hinterkopf … das heißt von ihren Eigenen.
Vom Stützpunkt Hamaimim sollen die Fotografien stammen, die die beschädigten Flugzeuge SU-24 und die durchlöcherten Fässer zeigen. Das sind jedoch nicht die sieben Maschinen, über die der „Kommersant“ berichtet hat. Auch auf den Kopf gestellt wurde, dass nach der dieser Mitteilung die militärische Führung die Untergebenen anwies, sämtliche schmutzige Wäsche zusammen zu tragen.
Trotz der Veröffentlichung der Fotografien der beschädigten Flugzeuge von einem gewissen Militär-Journalisten Saponkov, ist allen klar, das derartige Operationen nur mit Wissen und Unterstützung einflussreicher russischer Persönlichkeiten möglich sind. Unter normalen Bedingungen würde man Saponkov in die Heimat abschieben und sämtliche ausländische Spesen und sonstigen Vergünstigungen entziehen. Es ist offensichtlich, das jemand Saponkov deckt und ihn vor der Gegenspionage und Strafverfolgung schützt.
Vermutlich wollte jemand aus den Generälen, oder eine Gruppe, bewusst Unruhe in Moskau stiften. Ein wichtiger Aspekt könnte sein, das das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation oder Schoigu selber, die syrische Kampagne aussitzen wollen.
Der russische Blogger Nesmijan (Pseudonym El Mureed) folgt dieser These, wie eine Quelle berichtete, die sich mit den Vorgängen in Hamaimim beschäftigte. Der „Kommersant“, der sich im Besitz von Usmanov befindet, dessen CEO ein gewisser Zhelokin ist. Er ist ein bekennender orthodoxer Christ mit einer Laufbahn im Verteidigungsministerium, Leiter der militärischen Mediengruppe „Sternchen“ unter Serdjukov. Unter Schoigu musste er mit einigen Nachteilen zurücktreten. Aus dieser Perspektive kann man ihn nicht zu den Anhängern Schogus zählen. Die zweite Quelle, Roman Saponkov, Angestellter von Ria, den Strukturen des berüchtigten Prigozhins. Wie allgemein bekannt ist, pflegen die Freunde Putins nicht die besten Beziehungen zur Familien, die zur putinischen „Vertikale“ Schoigus gehören.
Das liegt daran, dass durch die Hände der Kuratoren buchstäblich vollständige Flugzeuge fließen, also dutzende oder hunderte Millionen Dollar. Man kann davon ausgehen, dass ein Großteil der Gelder in dem korrupten System schon auf dem Weg durch die Hände der Beteiligten verloren geht, diffundiert und abgeschrieben wird.
Wir reden hier über dutzende Millionen von Dollar, reale Ausgaben, die man schon nicht mehr zurückverfolgen kann, außer zu offshore Konten. Und dies trotz dem Versprechen der Generäle, das sie Putin gegeben haben, den Krieg mit den maximalen Budget-Mitteln zu führen und kein „Schwarzes Loch“ im Stile von Afghanistan zu erzeugen.
Das war möglich. Bisher haben die Drecksarbeit am Boden vor allem billige irakische Söldner erledigt, die man aus afghanischen Flüchtlingslagern vom Irak bis nach Lybien angeworben hatte. Die Gesamtzahl der Kämpfer in Syrien beläuft sich auf 80-100 tausend. Das ist vergleichbar mit dem „begrenzten Kontingent“der sowjetischen Streitkräfte in Afghanistan.
Selbst wenn wir davon ausgehen, dass man jedem Kämpfer 300-400 Dollar im Monat zahlt, dann sind das bereits Größenordnungen die die Massenproteste im Iran ausgelöst haben.
Es ist verständlich, dass Putin sie nicht durch eigene Infanterie (Kanonenfutter) ersetzen kann, nicht in Anzahl und nicht durch Geld. Der russische Söldner kämpft nicht für 300 Dollar in Syrien, sondern für das 10-fache oder mehr, das ist Fakt.
Der iranische „Keuschheitsgürtel“ für Putin
Der Angriff auf die russische Basis erfolgte in dem Moment, als die Massenproteste im Iran begannen. Die Proteste richten sich gegen die Machthaber und gegen die iranische Präsenz in Syrien.
Die Iraner glaubten nicht, dass die iranischen Truppen zur Niederschlagung der Proteste im Iran abgezogen würden. Aber sie wissen genau, dass die Russen die Decke zu sich ziehen werden, wenn sie Schwäche zeigen.
Daher war es unbedingt notwendig, dass die Russen in Syrien nicht Assad weiter Verpflichtungen aufbürden können, wenn sich die Iraner aufgrund anderer Verpflichtungen nicht mehr beteiligen.
Daher ist der Angriff auf die Basis Hamaimim zu Neujahr und auf den Flottenstützpunkt Tartus zu Weihnachten ein „Keuschheitsgürtel“ für Putin. Der Beschuss und die Bombardierung haben in vollem Umfang die Abhängigkeit der russischen Streitkräfte vom guten Willen der Iraner und von Assad gezeigt.
Assad selber war 2015, als Putin in den Bürgerkrieg in Syrien eingegriffen hat, in einer solch verzweifelten Lage, das er den russischen Streitkräften nur den zivilen Flughafen Lataki, der nach seinem Bruder Basil Assad benannt wurde, anbieten konnte. Genau die Basis ist für die Russen bis heute die Hauptbasis.
Die Vorteile dieser Einrichtung sind die Urlaubsbedingungen in jeder Hinsicht. Vom Klima, über den Sicherungszaun, bis hin zu Dutzenden Kilometern im Umkreis, die von einer friedlichen und zu Assad loyalen alawitischen Bevölkerung bewohnt werden. Das kann man nur mit der Krim und der Bucht von Sewastopol vergleichen.
Der Vergleich hinkt natürlich. Schon weil die Halbinsel von den anderen Gebieten durch einen Streifen getrennt ist, der etwas Breiter ist, als die maximale Reichweite der „GRAD“ Raketen, über die auch der Gegner Assads verfügt. Und nach zwei Jahren in diesem Kurort kam etwas angeflogen.
Das Problem besteht darin, das die Russen nach zweieinhalb Jahren in Hamaimim verwundbar sind, wie ein Nackter in der Badewanne. Um dieses Problem kümmert man sich nicht Schoigu, weder irgend ein Mitglied des Generalstabes oder der Führung der russischen Gruppierung. Man erkennt sehr deutlich, dass die russische Führung aus den Erfahrungen in Afghanistan nichts gelernt hat. Schauen wir uns diese Fotoreportage über die Präsenz des russischen Kontingents in Syrien aus der Anfangszeit ihres Einsatzes aus dem Weltraum an.
Man kann hier keinerlei Befestigungen erkennen, mit der Ausnahme des Zaunes um das Gelände. Keinerlei Schutzbauten für die Flugzeuge und nicht im Umfeld der Wohncontainer und Versorgungszelte.
Dieses „Pionierlager“ ist das verwundbarste, was unter Mörser-Beschuss geraten kann. Es ist absolut nicht notwendig, auf die Basis Spione oder Aufklärer zu schicken. Die Basis ist wunderbar aus dem Weltall zu erkennen einschließlich der Koordinaten.
Ein erfahrener Kanonier trifft das Ziel mit seinem Mörser schon blind. Und allen ist klar, was sich auf dieser Basis befindet. Daher hat man auch Fotos von der Basis an die Presse gegeben. Und das nicht nur, weil sie Schoigu eins auswischen wollen, sondern auch weil sie einfach am Leben bleiben wollen.
Der Skandal ist nicht einmal, dass die Basis von Drohnen bombardiert wurde. Dieser Type kam von weither angeflogen. Im Gegenteil, Drohnen fungierten als Täuschung und Ablenkung.
Das skandalöse dabei ist, das es der erste Vorfall ist, bei dem der Stützpunkt Hamaimim mit Mörsern beschossen wurde. Und allen ist klar, dass die Basis mit Mörsern nur aus kürzerer Entfernung und mit dem Wissen Assads beschossen werden konnte. Der Beschuss wurde durch Anhänger Assads ausgeführt, andere Leute gibt es dort nicht. Oder die Anhänger Assads ermöglichten es irakischen Söldnern und haben sie zur Feuerstellung begleitet.
Drohnen aus Sperrholz – ein weiteres dummes Lied. Russische Generäle lügen absichtlich und schwärmen von irgendwelcher Hochtechnologie und besonders von Sprengstoffen aus ukrainischer Produktion aus Shostka.
Weil sie genau wissen, dass diese Drohnen von ihren engsten Verbündeten, den Iranern, eingesetzt werden. Diese sind schon viel länger in Syrien, lange bevor die Falken Putins auftauchten. Sie verstehen ausgezeichnet, das die Iraner genug Verstand haben keine Drohnen aus eigener Produktion zu verwenden, sondern anonyme Typen, die auch für zivile Zwecke oder im Modellbau verwendet werden.
Nach dem wiederholten „Sieg“ Putins über den IS und den erneuten „Abzug“ der der Truppen aus Russland ist jedermann klar, das das Trio der Akteure Putin, Rukhani und Assad – sind der Schwan, der Krebs und der Hecht, wobei sich zwei situationsbedingt gegen den dritten verschworen haben.
Und sie werden mit Putin zu ihren Bedingungen spielen, und nicht Putin vor den Amerikanern, der Herr der Lage ist. Und dann ist noch Erdogan mit seiner „Wunschliste“.
Nach einem Gespräch mit Erdogan saß Putin in einer Pressekonferenz und versuchte krampfhaft seine Verärgerung und Unzufriedenheit zu verbergen. Er widersetze sich dabei neuen Gedanken-Viren wie die Zustimmung zur Rückgabe ukrainischer Schiffe, die nach der Besetzung der Krim beschlagnahmt wurden.
Als Antwort aus Washington wurden neue Sanktionen verkündet. Das ist keine Schande, wie zeitgleich dem Iran.
Quellen
Autor | Sektion „Bravo“ der Gruppe „Informationeller Widerstand“ |
Textquelle | sprotyv.info |
Bildquelle | sprotyv.info |
Übersetzer | Thomas Bergmann |